Durch die Neigung der Erdachse zur Sonne verkehren sich die Jahreszeiten der Nord- und Südhalbkugel. Wenn es in Australien Sommer ist, ist es auf der nördliche Halbkugel Winter und umgekehrt.
Knollendrosera sind sehr stark an die Umweltbedingungen die südlichen Hemisphäre angepasst. Aus diesem Grund muss man, wenn man Knollen aus Australien bekommt und in der nördlichen Hemisphäre lebt, diese an die umgekehrten Jahreszeiten anpassen. Dieser Prozess ist nicht ganz so leicht aber auch nicht besonders schwierig. Zuerst solltest du die Knollen in jedem Fall in nur ganz, ganz leicht feuchtes Substrat eintopfen.
Wenn du Knollen aus Australien bekommst wird dies meistens in den Monaten Januar bis März sein. Es gibt dann 4 verschiedene Optionen, wie sich die Knollen verhalten oder in welchen Zustand sie schon sind:
Option 1
Die eingetopften Knolle(n) treiben nicht aus bis zur nächsten Wachstumsperiode, was nur sehr, sehr selten passiert.
In diesem Fall hast du Glück! Wenn die Knolle im Topf bleibt ohne zu verschimmeln oder auszutrocknen und nicht austreibt, dann mache am besten gar nichts und halte den Topf nur sehr leicht feucht, indem du zum Beispiel jeden Monat ein paar Tropfen Wasser drauf gibst. Wenn die Knolle im nächsten Herbst nicht austreibt, stelle sie an einen kühleren Ort und dann gebe ein klein wenig mehr Wasser und warte, bis sie austreibt. Das ist eine hypothetische Situation, die ich selber noch nie so erlebt habe aber es soll sie geben.
Option 2
Die Knollen haben entweder schon ein mehr oder weniger großes Stolon gebildet oder fangen kurz nachdem du sie bekommen hast an auszutreiben.
Das passiert sehr häufig, weil die innere biologische Uhr der Knollen sie dazu veranlasst, im April oder Mai, dem Beginn der Wachstumsphase in Australien, mit dem Austreiben zu beginnen.
Es gibt zwei verschiedene Möglichkeiten. Das erste ist, den Knollen eine kurze Wachstumsperiode zu geben. Bewässere sie in diesem Fall ganz normal und lass sie wachsen, bis sie ihre volle Größe erreicht haben. Nach etwa ein bis zwei Monate höre dann auf zu gießen. Aufgrund der kurzen Vegetationszeit kann die Pflanze nicht genügend Energie aufnehmen, so dass die Knollen kleiner sind, als zum Beginn der Wachstumsphase. Dies führt dazu, dass sich die Knollen schnelle an die umgekehrten Jahreszeiten anpasen. Die zweite Möglichkeit ist, die Pflanzen wachsen zu lassen, solange sie wachsen wollen. In den letzten Jahren habe ich die erste Methode benutzt und im Moment benutze ich die zweite. In beiden Fällen kann man gute Ergebnisse erzielen oder auch nicht.
Aufgrund der sommerlichen Temperaturen ist es möglich, dass sie anfangen einzuhiehen, obwohl sie sich noch im Anstau befinden. In diesem Fall solltest du die Pflanzen sofort aus dem Anstau nehmen, wenn du die ersten Anzeichen siehst. Ich habe einige Knollen verloren, die an dieser Stelle verrottet sind. weil die Pflanzen bereits während des Einziehens die Knolle bilden und das Vertrocknen der oberirdischen Teile der Pflanze nur sozusagen der finale Akt des Einziehens sind. Wenn die Pflanzen im Anstau stehen, dann kann es sein, dass die neue Knolle sich in der Nähe oder gar unter der Wasseroberfläche befindet, was gar nicht gut ist. Den Topf behandelt man dann wie üblich, bis man einen neuen Spross aus der Erde kommen sieht. Wenn alles gut funktioniert, passiert dies, wenn die Temperaturen im Winter fallen. Normalerweise kommen sie aber in der ersten und zweiten Saison erst einen oder zwei Monate später raus. Also keine Sorge, wenn die meisten Knollendrosera an der Oberfläche erscheinen und die neuen noch in der Ruhephase sind und möglicherweise von Fliegen und kaltem, nassem Wetter träumen :). Wenn die Pflanze im Winter austreibt, dann hast du es geschafft, sie an Ihre Bedingungen anzupassen!
Option 3
Die Knollen treiben aus und wachsen kontinuierlich bis zum Beginn der nächsten Sommers, was gelegentlich passiert.
Eigentlich ist das nicht so schlimm und du solltest die Pflanzen einfach vor sich hinwachsen lassen. Schwierig wird es, wenn du den Pflanzen eigentlich eine kurze Wachstumsphase geben wolltest und bereits die Wassergabe reduziert oder gar eingestellt hast und die Pflanzen nicht einziehen wollen. Du hast dann zwei Optionen:
Mit der Bewässerung der Pflanze langsam wieder beginnen bzw. die Wassergaben aus das normale Niveau zurückführe oder nur noch sehr wenig Wasser geben (kein Anstau!) und warten, bis die Pflanze von allein einzieht.
Das hört sich einfach an, ist aber eine schwierige Entscheidung. Abgesehen von einigen Arten, die dafür bekannt sind, das ganze Jahr über zu wachsen wie Drosera gigantea oder Drosera auriculata, würde ich empfehlen, die Pflanzen nicht mehr zu wässern und die Bewässerung weiter runterzufahren.
Option 4
Eine Knolle bildet direkt aus der vorhandenen Knolle ein neue Knolle, überspringt also sozusagen die Phase, in der die Pflanze gebildet wird. Das passiert selten aber es passiert.
Einmal bekam ich eine Knolle Drosera obriculata aus Australien und sie hatte bereits ein winziges Stolon gebildet. Ich habe die Knolle eingetopft und wie oben beschrieben behandelte und gewartet und gewartet. Nach einem Monat konnte ich es nicht mehr ertragen, weil nichts passiert ist und ich habe im Topf mal nachgesehen. Direkt unter der Knolle hat sich eine zweite Knolle gebildet, die fast die gleiche Größe hatte. Ich habe die Knolle in dem leicht feuchten Medium gelassen und behandelt, wie eine Pflanze, die eingezogen hat, also kein Wasser mehr gegeben. Im Oktober begann ich, jede Woche ein paar Tropfen Wasser zu geben und den Topf an einem kühlen Ort aufzubewahren. Ende Dezember begann die Knolle auszutreiben bzw. erreichte die Oberfläche. Seitdem wächst sie wie jede andere.
Beobachte deine Pflanzen genau!
Das waren jetzt sehr viele Möglichkeiten und keine davon ist in einer Situation die einzig richtige. Du solltest die Knollen und deine Pflanzen in dieser Phase sehr genau beobachten und zur Not und, wenn dir etwas seltsam vorkommt, auch mal im Topf nachsehen, was die Knollen dort denn so treiben. Es kann auch sein, dass sich zwei Knollen von ein und der selben Art, die du zusammen bekommen hast, unterschiedlich verhalten. Dieser Anpassungsprozess ist nichts, was die Natur so vorgesehen hat und bedeutet für die Pfanze Stress und es kann durchaus sein, dass man in diesem Prozess Knolle verliert, was natürlich sehr ärgerlich ist, mir aber leider ab und an, ohne dass ich mir einer Schuld bewußt bin, schon passiert ist.