Wenn man mit der Kultivierung von Knollendrosera anfangen möchte, denkt man zu allererst meistens daran, woher man denn die Knollen oder Samen bekommt. Das ist eine sehr berechtigte Frage, die erste Frage muss aber lauten: "Kann ich die Bedingungen schaffen, dass ich Knollendrosera kultivieren kann. Es nützt alles nichts, wenn man schöne Knollen hat, die dann nach vier Wochen tot sind, weil man irgendwas nicht berücksichtigt hat oder ein paar Samen, die nie keimen werden, weil die Bedingungen nicht erfüllt sind, unter denen sie keimen können.
Erfahrung sammeln
Ich empfehle ganz dringend zuerst einmal Erfahrungen mit der Kultur einfacher Drosera zu sammlen, dann vielleicht mit Zwergdrosera und im optimalen Fall bereits mit einfachen winterwachsenden, südafrikanischen Drosera (in der Reihenfolge). In diesem Fall wird die Kultur von Knollendrosera wahrscheinlich sehr gut gelingen. Wenn man sofort mit Knollendrosera anfangen möchte, ist das schon eine deutliche Herausforderung. Auf meinen ganzen Webseiten gehe ich davon aus, dass man schon die oben genannten Erfahrungen gesammelt hat und mit Erfolg zumindest einfache Drosera erfolgreich kultiviert.
Vorraussetzungen für die Kultur von Knollendrosera
Hier nochmal eine kurze Zusammenfassung, was man bereits haben sollte:
kalkfreier Sand und Kies in der Körnung 0,5 - 2 mm
kalkfreies bzw. sehr kalkarmes Wasser
ungedüngter Weisstorf mit mittlerem Zersetzungsgrad
Hohe Töpfe
Eine Lichtquelle von passender Lichtfarbe und mit ausreichend Leistung (wenn man denn kein Gewächshaus sein eigen nennt)
Damit hat man schon mal fast alles, was für eine erfolgreiche Kultur nötig ist. Es fehlt nur noch eines: ein geeigneter Aufstellort. Knollendrosera mögen es im Winter kühl. Tagtemperaturen sollten nicht über 20 °C liegen und in der Nacht idealerweise so um die 10 °C, es darf allerdings auch kühler sein, jedoch nicht wesentlich wärmer. Wenn man kein Gewächshaus hat, bieten sich da insbesondere der Keller oder das Dachgeschoss an. Es geht auch ein kühler oder nur mäßig geheizter Raum. Wenn man eine Terrasse oder einen Balkon mit einer halbwegs südlichen Ausrichtung hat, ist das für den Anfang und das Ende des Wachstumsphase, also im Herbst und im Frühling, auch nicht schlecht.
Das alles wird auf der Seite Ein- und Austopfen noch genauer beschrieben.
Ein einfaches Setup
Hier mal das Bild eines einfachen Setups für Knollendrosera, dass ich 2010 in meinem Keller hatte. Letztendlich ist das ein Aquarium, dessen Listleiste ich etwas höher gesetzt habe, damit erstens die Pflanzen auswachsen können und zweitens die Wärme der Leuchtstöffröhren abgeführt wird. Die Aquariumleuchtstoffröhren habe ich gegen andere mit geeigneter Lichtfarbe ausgetauscht und an den Seiten Siegelfolie aufgeklebt.
Mit so einem Aquarium kann man mehr als 50 Töpfe unterkriegen und die Knollendrosera wachsen darin ganz gut. Der Kenner sieht sofort die Mängel. Für hochwachsende Arten ist das nicht so gut geeignet, zumindest nicht, wenn die Pflanzen ausgewachsen sind und auch nicht für höhere Töpfe. Die Beleuchtung erscheint generell ein bischen zu wenig zu sein und gerade in den Ecken eher nicht so wirklich gut aber es funktionierte jahrelang gut. Die schönen pinkfarbenen Blüten sind übrigens keine Knollendrosera sondern von Drosera pauciflora, einer winterwachsenden südafrikanischen Art, die unter diesen Bedingungen auch sehr gut zu halten sind.
Jetzt kommen wir zu der Frage mit was für Arten und ob man mit Knollen oder mit Samen anfangen sollte. Die Antwort ist: mit beidem (sofern das möglich ist)!
Knollen
Die Knollen haben den Vorteil, dass man ganz schnell (nämlich im nächsten Winter und wenn die Bedingungen stimmen) auch was von den Knollendrosera sieht, nämlich im Idealfall schöne, ausgewachsene und womöglich auch blühende Pflanzen und das man eventuell in der nächsten Saison auch schon ein paar Töchterknöllchen haben kann. Der Nachteil ist, dass es gerade am Anfang sein kann, dass man Fehler macht und die Knollen sterben und man dann die Art vielleicht ganz verloren hat. Darum empfehle ich hier ausschließlich Arten, die sich gut bis sehr vermehren (lassen) und auch in entsprechenden Mengen vorhanden sind.
Drosera stolinifera Drosera abberans Drosera platypoda Drosera erythrorhiza Drosera magna Drosera menziesii Drosera hookeri
Bitte versteht die Liste jetzt nicht als "nur diese Arten sind für Anfänger geeignet". Es gehen auch ein paar andere Arten und ihr solltet im Zweifelsfall im Forum bei dem Verkäufer nachfragen, am besten, indem ihr kurz euer Setup für die Kultur beschreibt. Bei kommerziellen Händlern ist das natürlich schwierig.
Oft werden auch aufrecht wachsende Arten wie z.B. Knollen aus dem Drosera peltata-Komplex oder Drosera auriculata genannt. Das sind sehr schöne Arten, um mit Samen zu beginnen, da sie aber sehr hoch wachsen (0,5 m und größer sind bei halbwegs ausgewachsenen Pflanzen keine Seltenheit) können sie glaube ich gerade Anfänger aufgrund der Höhe Schwierigkeiten bereiten. Wenn man ein Gewächshaus hat, geht das aber sehr gut.
Es ist glaube ich unvermeintlich, dass euch einige Knollen eingehen werden, bis ihr das "Gefühl" dafür habe, was ihr wann tun müßt oder andersherum gesagt die Erfahrung. Laßt euch davon nicht entmutigen!
Samen
Samen haben den Vorteil, dass man relativ preiswert und schnell viele Pflanzen bekommen könnt und das diese Pflanzen dann später auch Samen bilden werden, wenn ihr sie untereinander bestäubt. Der Nachteil ist zum einen, dass die gebildeten Knollen nach der ersten Saison noch sehr klein und damit recht empfindlich sind was Austrocknung angeht und das es ein paar Jahre braucht, bis ihr schöne ausgewachsenen Pflanzen habt.
Drosera auriculata Drosera peltata Drosera hookeri (ex. Drosera peltata var. foliosa) Drosera macrantha Drosera planchonii Drosera gracilis (ex.Drosera peltata var. gracilis)
Vielleicht wundert ihr euch jetzt, weil das nur aufrecht wachsende Arten sind. Diese Arten benötigen keine bis nur eine leichte Wärmestratifizierung, keimen, wenn sie denn frisch sind, meistens auch sehr gut und zahlreich und sind im allgemeinen nicht so empfindlich. Die rosettigen Arten haben meistens sehr dicke Samen und bei denen ist es schwierig bis sehr schwierig, diese auch zum Keinem zu bringen. Das kann bei den schwierigeren Arten auch schon mal 2-3 Jahre dauern und das wäre vielleicht kein guter Anfang, sich erstmal drei Jahre lang die womöglich vermooste Substratoberfläche anzusehen.