Auf dieser Webseite möchte ich mit euch meine Erfahrungen mit der Vermehrung von Knollendrosera teilen.
Vermehrung mit Knollen
Die einfachste Art der Vermehrung von Knollendrosera ist über die Knollen. Am Ende der Wachstumsperiode, wenn die oberirdischen Teile der Pflanzen absterben, bildet sich in der Regel entweder eine etwas größere Knolle als im Vorjahr oder eine mehr oder weniger große Knolle zusammen mit einigen kleinen, sekundären Knollen.
Abhängig von der Art werden unterschiedliche Mengen an kleinen oder großen Knollen gebildet oder auch nicht. Eines Tages bekam ich eine ausgewachsene Knolle von Drosera menziesii. 5 Jahre später grub ich 40 Knollen unterschiedlicher Größe aus. Auf der anderen Seite bekam ich eine Knolle Drosera rosulata. Von Jahr zu Jahr hat die Knolle mehr oder weniger die gleiche Größe und sie hat nie zusätzliche Knollen gebildet und sie hat auch nicht geblüht.
Die Bildung zusätzlicher Knollen hängt stark vin der Art ab, wie viel Energie die Pflanze hat und unter welchen Bedingungen sie gehalten wird. Wie man erwarten könnte erhöhen bessere Bedingungen und eine regelmäßige Fütterung der Pflanzen die Wahrscheinlichkeit, Tochterknollen zu erhalten.
Manche Leute haben Glück! Links ist ein Bild von Drosera zonaria von Jean-Pierre und rechts die gleichen Pflanzen kurze Zeit später.
Vermehrung mittels Samen
Neben den Knollen sind Samen eine weitere gute Möglichkeit, die Pflanzen zu vermehren. Während es recht schwierig sein kann, einige Samen von Knollendrosera zum Keimen zu bringen, bei den schwierigeren Arten dauert es manchmal über 3 Jahre, haben Samen den Vorteil, dass alle daraus resultierenden Pflanzen genetisch unterschiedlich sind. Wenn Sie Samen von euren Pflanzen gewinnen wollt, ist es bei den meisten Arten nötig, zwei genetisch unterschiedlichen Pflanzen derselben Art gekreuzt werden müssen, um Samen zu erhalten. Die Kreuzung mit anderen Arten ist in einigen wenigen Fällen auch erfolgreich. Wenn Sie mehrere Pflanzen haben, die von demselben Elternteil gebildet wurden oder wenn eine Pflanze der Ableger der anderen ist, dann funktioniert die Kreuzbestäubung normalerweise nicht.
Pollen
Das Problem bei der Bestäubung besteht oft darin, Pollen aus einer genetisch anderen Pflanze zu gewinnen. Einerseits hat man vielleicht nur eine Pflanze oder genetisch identische Pflanzen, die sie z.B. aus Tochterknollen stammen. Wenn man mehrere genetisch unterschiedliche Pflanzen hat ist es gemeinerweise oft so, dass die eine Pflanze blüht, die zweite, mit deren Pollen man die Pflanze bestäuben könnte aber sich aber erst in wenigen Tagen öffnet, wenn die ander Pflanze schon abgeblüht ist.
In diesem Fall kann man Pollen abnehmen, diese lagern oder versenden und mit diesem Pollen die Pflanze dann später bestäuben. Die Pollen können mit einer Pinzette von der Pflanze entfernt werden und für später aufbewahrt werden oder mit anderen, die das gleiche Problem haben, austauschen. Falls man Pollen braucht könnte eine Anfrage in einem Fleischfresserforum viel helfen.
Der Pollen hält in der Regel etwa zwei Wochen und sollte sofort versandt oder im Kühlschrank gelagert werden. Am besten sollte man die Pollen in kleinen Pergament bzw. Pergamin-Samentütchen verwenden, nicht aber in Papier-oder Plastiktütchen. Man kann nur die Pollenstengel benutzen oder aber gleich die ganze Blüte, was ich bevorzuge. In diesem Fall solltest du immer die Blütenblätter abpflücken, denn es ist sehr schwierig den Pollen zu verwenden, wenn diese an den abgetrockneten Blütenblätter kleben.
Drosera schmutzii with seed vessel
Germinating Tuberous Drosera Seeds
Das Saatgut einiger Arten benötigt eine Wärmestratifizierung, um zu Keimen, d.h. die samen müssen wärmebehandelt werden, um die heißen sommerlichen Bedingungen in Australien zu simulieren, damit die Keimung stattfindet. Samen von Drosera macrantha, Drosera peltata, Drosera hookeri, Drosera erythrogyne und Drosera auriculata benötigen keine Stratifizierung.
Die beste Zeit, Samen auszusäen, ist von August bis September. Etwa einen Monat nach der Aussaat sollten die durchschnittlichen Tagestemperaturen unter 20°C gehalten werden. Die Samen sollten sehr feucht gehalten werden. Saatgut keimt von Oktober bis Dezember, wenn die Temperaturen und die Feuchtigkeit stimmen. Droserasamen sind übrigens Lichtkeimer. Das heißt, dass die Samen auf der Substartoberfläche liegen müssen und auch ordentlich Sonne abbekommen können und sollen. Um die nötige Luftfeuchtigkeit zu gewährleisten verschließe ich die Töpfe immer mit Frischhaltefolie.
Stratifizierung von Knollendrosera-Samen
In der Natur bleiben die Samen der Knollendrosera mindestens eine Saison lang auf der Oberfläche des Bodens, wo aufgrund des heißen und trockenen Klimas gelegentlich Buschbrände ausbrechen. Es scheint, dass fast alle Arten der Knollen-Drosera diese heißen Temperaturen und vielleicht auch ein kleines Buschfeuer benötigen, um zu keimen.
Auch hier ist der Schlüssel zur erfolgreichen Kultur der Knollendrosera, die Bedingungen in der Natur möglichst gut zu imitieren.
Option 1:
Im Juni sollten die Samen ausgesät und in die Sonne bis Mitte September trocken und heiß gestellt werden (mindestens ca. 30 °C). Dann sollten die Samen feucht und in der Sonne stehen, am besten abgedeckt mit einer Klarsichtfolie. Das ist die einfachste Methode und für Samen von einfacheren Arten geeignet, zum Beispiel von Aufrecht wachsenden Arten.
Option 2:
Die Samen werden von August bis Mitte September bei etwa 30°C gelagert und anschließend ausgesäat werden. Dann sollten die Samen feucht und bei natürlichem (verkürzendem) Tageslichtzeiten stehen. Dann sollten die Samen feucht und in der Sonne stehen, am besten abgedeckt mit einer Klarsichtfolie. Ich habe diese Methode einige Jahre lang angewandt, aber die schwierigen Samen keimten nicht so gut oder gar nicht und die einfacheren Samen kann man mit der Option 1 auch zum Keimen bringen.
Option 3:
Das ist eine Spezialmethode für Samen von schwierigen Arten. Dazu zählen fast alle rosettigen Arten und die Arten aus dem Stolinifera-Komplex. Diese Arten haben wesentlich dickere Samen. Die Samen werden in ein "Teebeutel" -ähnliches Materialien und geben erhalten eine Bad in heißen Wasser. Das kann man auch mit einem kleinen Buschbrand kombinieren.
Dazu falte ich kleine Kuverts aus Filterpapier für die Kaffeemaschine und beschrifte diese ordentlich. Da kommen dann die Samen rein. Dann verbrenne ich Pflanzenreste und was gerade im Garten ist in einem Metalleinmer. Das Ganze wird dann mit heißem Wasser abgelöscht. Das Wasser wird über Auqariumfilterwatte filtriert, so das eine braune Brühe entsteht. Wenn das Wasser etwa auf 60 °C abgekühlt ist werden die Samentütchen für 30 bis 60 Sekunden in das heiße Wasser gehalten. Anschließend können die Samen ausgesäat werden aber es ist einfacher, die Tütchen erst trocknen zu lassen. Die Samen werden dann wie oben beschrieben in der vollen Sonne und sehr Feucht unter Klarsichtfolie gehalten.
Option 4:
Ich bin sicher, dass es noch mehr Möglichkeiten gibt, vor allem für die größeren Samen, die in der Regel nicht so einfach sind, wie das Einweichen mit GA3 (Gibberellinsäure, ein Pflanzenhormon, das das Wurzelwachstum und die Keimung stimulieren soll) oder die Behandlung mit Natriumhypochlorit oder Wasserstoffperoxid.
Selbstbestäubende Knollendrosera
Es gibt einige wenige Knollendrosera-Arten, die selbstbestäubend sind und lebensfähige Samen bilden. In der Regel sind nicht alle Pflanzen einer Art und auch nicht alle Pflanzen eines Standortes oder eines Klons immer selbst bestäubend. Hier ist ein Bild von einigen meiner Drosera lowriei aus Holt, Westaustralien. Ich habe insgesamt 9 Pflanzen aus der In-vitro-Kultur im Topf, die alle von einer Pflanze abstammen, so dass die Pflanzen identisch sind. Ich hatte insgesamt 5 Blüten. Auf dem Bild sieht man, dass 4 dieser 5 Blüten angeschwollene Samenkapseln haben. Weil ich sie nicht bestäubt habe, scheint es, dass sie selbstbestäubend sind und 2 vertrauenswürdige Personen sagten, dass sie das Gleiche mit Knollen aus der gleichen In-vitro-Kultur gesehen haben.
Drosera lowriei mit angeschwolleneren Samengefäßen.
Hier ist eine kleine Liste von Knollendrosera-Arten, von denen bekannt ist, dass es zumindest einige Klone gibt, die sich selbst bestäuben:
D. lowriei, D. planchonii, D. ramellosa, D. bicolor, D. auriculata, D. peltata, D. salina, D. stricticaulis, D. yilgarnensis.
Luftwurzeln
Einige Knollendrosera-Arten bilden unter bestimmten Bedingungen "Luftwurzeln". Das sind Wurzeln, die über dem Boden aus den Blättern oder der Blattachse gebildet werden. Sie wachsen nach unten bis sie den Boden erreichen und dringen dann in das Substrat ein. Später in der Saison bilden diese Luftwurzeln manchmal zusätzliche Knollen. Die bekannten Arten, die diese Art von Luftwurzeln bilden sind D. gigantea, D. intricata und D. radicans. Besonders D. gigantea bildet nur dann Wurzeln, wenn die Luftfeuchtigkeit sehr hoch ist (ca. 60 % und höher).
Das ist kein Karottenbaum ;-). Blatt einer Drosera gigantea mit Luftwurzeln
Leaf Cuttings
Jahrelang wurde gesagt, dass es nur eine Knollendrosera-Art gibt, Drosera auriculata, mit der erfolgreiche Blattstecklinge gemacht werden können. Das hat sich in 2018 ein wenig geändert. Es gab einen Artikel im CARNIVOROUS PLANT NEWSLETTER vom März 2018 von Robert Gibson. Er schrieb dort über die Vermehrung einiger Knollendrosera-Arten durch Blattstecklinge. Er vermehrte auf diese Art erfolgreich Drosera gigantea, Drosera sulpurea und Drosera peltata. Einige Leute und ich begannen mit eigenen Experimenten und hier sind die Arten, die bisher durch Blattstecklinge vermehrt werden können:
Drosera gigantea, Drosera sulphurea, Drosera peltata, Drosera auriculata, Drosera myriantha, Drosera radicans, Drosera abberans, Drosera whittakeri
Die Technik ist die gleiche wie bei anderen Drosera-Blattstecklingen. Ein Blatt wird so nah wie möglich am Stiel abgeschnitten und in einem Behälter auf einem sehr feuchten Medium platziert. Das Medium kann so feucht sein, dass das Blatt fast im Wasser schwimmt. Der Stiel des Blattes sollte sich unter Wasser oder im Medium befinden. Der Behälter wird mit einer transparenten Folie verschlossen und einige Löcher in die Folie gemacht. Das Ganze wird dann wie die andere Knollendrosera gehalten. Von Zeit zu Zeit schaue dir das Ganze an und gieße eventuell ab und an noch etwas Flüssigkeit nach.
Nach einigen Wochen sollte das so aussehen:
Drosera radicans Blattstecklinge nach etwa zwei Monaten
Wurzelschnitte bzw. -stecklinge
Das funktioniert mit einigen Droseraarten, es scheint aber, dass Wurzelschnitte bei Knollendrosera nicht möglich sind. Ich habe noch nie von jemandem gehört, der das erfolgreich gemacht hat. Daher würde ich dringend davon abraten, Wurzelschnitte mit Knollendrosera zu machen, da der Pflanze wahrscheinlich am Ende Schaden zugefügt wird.
Stolonschnitte bzw. -stecklinge
Es scheint möglich zu sein, Knollendrosera durch Stolonenschnitte oder besser Brüche zu vermehren. Ich hörte zumindest von einer vertrauenswürdigen Person, dass ein Stolon, der zufällig beim Eintopfen abgebrochen wurde, zu einer neuen Pflanze herangewachsen ist und eine weitere aus der Knolle. Eine andere vertrauenswürdiger Person sagte, dass er Stolone zur Vermehrung von Knollendrosera durch In-vitro-Kultur benutzte.